Edle Tropfen

Weinbau ist tief in der italienischen Seele verwurzelt. Er steht für Lebensstil und Alltagskultur. Und spiegelt die unterschiedlichsten Regionen und ihre Menschen wider.

Wenn die Septembersonne ganze Hänge und ihre Trauben in goldenes Licht taucht, erhalten wir einen Vorgeschmack auf die funkelnden Weine des nächsten Jahrgangs. Italien ist reich an Weinkultur, die Römer brachten sie mit ihren Legionen sogar über die Alpen. Seit jeher ist Wein tief in der Alltagskultur verwurzelt und so vielfältig wie die Regionen Italiens. Weinberg für Weinberg zeigen sich ganz unterschiedliche Qualitäten. Denn trotz modernster Technik geht es immer noch um den uralten Dreiklang aus Boden (Terroir), Qualitätsreben und Tradition.

Anbaugebiete

Italien – das ist mehr als Lugana, Prosecco oder Chianti, das Land steckt voller lokaler Spezialitäten und Rebsorten. Unter den rund 850.000 Hektar Rebflächen sind Spitzengüter von Weltrang, aber auch viele Kleinbauern, die manchmal nur für ihren Eigenbedarf herstellen. Probieren lohnt sich, Fahrten zu Winzerinnen und Winzern können zu wahren Entdeckungsreisen werden. Jede(r) sollte sich selbst ein Bild der Weine machen, wie sie riechen, wie sie schmecken und wie lange sie in der Erinnerung nachhallen. Die Vielfalt der Reben und Traditionen spiegelt schließlich auch die Menschen und ihre Leidenschaft, die für besondere Genussmomente sorgen.

In den letzten Jahren zeigte sich eine kleine Revolution: Klasse statt Masse heißt die Devise, nach der vor allem Regionen punkten, die lange durch wuchtige, alkoholbetonte Weine geprägt waren. Moderner Weinbau hat Sizilien verändert und frische Weiß- und Roséweine hervorgebracht. Prickelnder Spumante aus der Franciacorta braucht keinen Vergleich mit Champagner zu scheuen, Rotweine aus dem Piemont zählen ohnehin zu den besten der Welt, und selbst eine Massenwein-Region wie Latium bringt inzwischen schlanke Tropfen hervor.

 

Reben

Nicht etwa der Primitivo führt die Liste der häufigsten Rebsorten an, die ersten Plätze teilen sich Trebbiano (weiß) und Sagniovese (rot) mit je etwa zehn Prozent, gefolgt von den Roten Barbera, Merlot, Negro Amaro, Montepulciano, Primitivo und Dolcetto.

Legenden

Die Toskana wartet mit der vielleicht berühmtesten Weinregion Italiens auf: Gerade neun Gemeinden zwischen Florenz und Siena bilden das Kerngebiet des Chianti Classico. Mindestens 85 Prozent des Weins muss die Sangiovese-Trauben ausmachen, früher dienten weiße Trauben dazu, den Wein schneller trinkbar zu machen.

Das Piemont hat mit Barbaresco und Barolo gleich zwei der bekanntesten Rotweine Italiens. Was sie verbindet: Die Nebbiolo-Traube, eine der ältesten Rebsorten des Landes. Sie lieferte körperreiche Weine, die über gut reifen. Barbaresco und Barolo werden manchmal sogar „König und Königin“ italienischer Rotweine genannt. Letzter ist weicher, vielleicht sogar eleganter, eben eine echte Königin.

Sassicaia: Dieser Wein hat es bis nach Hollywood geschafft. In der Komödie „Sideways“ wird er zum Beginn einer großen Leidenschaft. Seit 1968 trat der erste reinsortige Cabernet Sauvignon Italiens einen Siegeszug um die Welt an und befeuerte südlich von Livorno einen Wein-Boom, der bis heute anhält.

 

Klassifikation

Seit Jahren stehen sich Massenweine und Qualitätsweingüter ziemlich unversöhnlich gegenüber, getrieben vom italienischen Weinrecht, das neben Vino da Tavola (VdT, Tafelwein mit niedrigen Anforderungen an die Qualität) mit DOC (Denominazione di Origine Controllata) und DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Granantita) die beiden höchsten Qualitätsstufen eigens kennzeichnet. Mengenbegrenzungen sorgen dafür, dass sich mit den Bezeichnungen nur wenige Weingüter schmücken können. Im Gegensatz zum Tafelwein, der über 60 Prozent der Produktion ausmacht, wird hier der Jahrgang angegeben und damit geworben.

Login