Trauben, Träume, Terroir

Herzog & de Meuron schufen Architektur von Weltrang. Ihr Weingut Château Bélair-Monange ist ein weiteres Meisterstück.

Das können nicht viele Weingüter von sich behaupten: Die Anfänge des Château Bélair-Monange reichen weiter zurück als die Französische Revolution. Aus ihren Kellern stammen schließlich jene Kalksteinquader, aus denen das mittelalterliche St.-Emilion und Bordeaux selbst erbaut wurden.

Ursprünglich hieß das Weingut nur Château Bélair. 2008 übernahm es die Firma Jean Pierre Moueix. Deren Besitzer Christian Moeuix, der auch die Dominus Winery in Kalifornien gegründet hatte, entwickelt es seither konsequent weiter. Die Weinberge wurden teilweise rigoros neu angepflanzt, mit höherer Stockdichte und besserem Klonmaterial – eine Investition für Generationen. Die hohen Bewertungen seiner Weine der Premier Grand Cru Classé ‘B‘, der zweithöchsten Klassifikations-Stufe in St.-Emilion, sprechen für sich.

Den ungeheuren Anspruch des Weingutes dokumentiert der Neubau aus der Feder der Architekten Herzog & de Meuron, die bereits 1997 mit der kalifornischen Dominus Winery einen wahren Bauboom moderner Weingüter auslösten. Damals nahmen sie das trockene Klima des Nappa Valley auf und verkleideten das Weingut, lang wie ein Fußballfeld, mit steingefüllten Drahtkörben. Die Dominus Winery wurde zu einer Ikone. In Frankreich dürfte es nicht anders sein. Das Projekt soll das ganze „Potenzial des Weinbergs zum Ausdruck bringen“, einschließlich der Mineralität des Bodens.

Am südlichen Rand des Kalkstein-Plateaus von Saint-Emilion erhebt sich ein modernes Château. Es greift die „mineralische Architektur, die Steinbrüche und monolithischen Steinkirchen von Saint-Émilion“ auf und verwandelt jahrhundertelange Traditionen in eine zeitlose Erscheinung, einen spiegelsymmetrischen Bau, der die Dachlinie des historischen Hauses über den neuen Weinkeller hinaus verlängert und mit einem lang gezogenen Empfangsraum krönt.

Am Schnittpunkt zwischen Verkostung und Lagerung, Arbeit und Genuss können die Besucher einen Blick auf das Innenleben des Weinguts erhaschen, durch einen kreisrunden Einschnitt, in dessen Zentrum El Porís schwebt, ein minimalistischer Kronleuchter, entworfen ebenfalls von Herzog & de Meuron.

 

Wie sehr Haus und Boden verwoben sind, zeigt der zentrale Korridor, dessen Wände und Decke einen Stich von Albrecht Dürer als Betonrelief zeigen: „Joachim und der Engel“, der auch das Etikett des ersten hier hergestellten Weins prägt, des „Château Bélair-Monange“. Er wächst auf Kalksteinböden und blauer Tonerde und verbindet 90 Prozent Merlot mit zehn Prozent Cabernet Franc. Die Weinlese konzentriert sich auf die besten Trauben, die zunächst in Edelstahl- und Zementtanks vergoren werden und anschließend bis zu 18 Monate in Eichenfässern reifen. Besucher können hier erleben und genießen, wie Gaumen und Auge, Architektur und Licht eine Einheit bilden, die weit über den Tag hinausreicht.

 

 

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