Ciao bella Italia

Spiaggia Lama Monachile, Polignano a Mare

Eine Reise in den Frühling: Apulien bietet mehr als Sonne.

Steile Küsten, große Kunst und Kulinarik: Apulien rund um Bari.

Wer nur lange genug übers Meer blickt, kennt diesen Moment: Himmel und Wasser verschmelzen, und es nicht mehr ganz klar, wo das eine endet und das andere beginnt. Vielleicht war es ein solcher Augenblick, der zum Refrain von „Volare“ inspirierte: „Nel blu dipinto di blu - in Blau gemaltes Blau“.

Auf der Klippe: Polignano a Mare

Der Komponist und Schauspieler Domenico Modugno jedenfalls stammt aus der Steilküstenstadt Polignano a Mare, eine halbe Zugstunde südlich der Provinzhauptstadt Bari. Die stolze Gemeinde spendierte dem Sänger dafür ein Denkmal mit Blick über die Adria, das rund ums Jahr von Liebenden und Touristen umlagert ist. Modugnos Siegertitel des Sanremo Festivals von 1958 ging um die Welt und wurde zahllos gecovert - als Inbegriff italienischer Lebenslust. Tatsächlich ist der Refrain angeblich nach einigen Gläsern Rotwein und als Huldigung an Marc Chagalls farbintensive Gemälde entstanden.

 

Wie auch immer: Polignano a Mare ist der Ort, an dem sich Himmel und Wasser berühren. Mit etwas Glück ergattern Touristen einen Logenplatz in der Grotta Palazzese, einem Felsenrestaurant auf halber Höhe zwischen Meer und Stadt. Unvermeidlich, dass sie hier mit „Volare“ begrüßt werden. Nach einem Spaziergang durch die Altstadtgassen geht es dann vielleicht ins gleichnamige Hotel oder in ein kleines B&B mit eigener Dachterrasse. Dort lässt sich bei einem Primitivo aus dem Salento der Tag beschließen und am nächsten Morgen fürstlich der erste Cappuccino genießen.

Entspannte Großstadt: Bari

Das Auto ist in Apulien praktisch. Nicht zu verachten aber ist das gut ausgebaute Eisenbahnnetz entlang der Küste. Nach Bari sind es gerade 30 Minuten. Mit seinen von Palmen gesäumten Boulevards gleicht die nach Neapel zweitgrößte Metropole Süditaliens einem mondänen Badeort. Die Industrie- und Universitätsstadt hat zwei Seiten: quirlig und entspannt zugleich. Unbedingt einplanen beim Rundgang: die Basilica San Nicola, in der die Gebeine des heiligen Nikolaus ruhen - ein Anziehungspunkt für Ost wie West. Unvergesslich, wie ein russischer Choral aus der Crypta das ganze Kirchenschiff füllte. Die Pilger sangen voller Inbrunst - jedenfalls vor Corona. Ohren auf. Lokale Spezialität sind Orecchiette, Nudeln in Form von Öhrchen aus Hartweizenmehl, Salz und lauwarmem Wasser.

Geheimtipp für Gourmets: Trani

Weiter nach Norden: Trani ist Geheimtipp und Sehnsuchtsort zugleich. Die aus hellem Kalkstein, dem lokalen Pietra Tranese, errichtete Stadt rund um die schützende Bucht könnte mit ihren Palästen, Kirchen und Feinschmeckerlokalen einladender kaum sein. Den ganzen Tag ist was los am Hafen, besonders, wenn die Fischer anlanden. Ihr Fang wird in diversen Restaurants direkt an der Kaimauer veredelt, etwa im „Gallo“, das trotz seines französisch klingenden Namens erstklassige apulische Küche bietet. Windgeschützt in einem gläsernen Kubus sitzen die Gäste und genießen Polpo oder Risotto al Limone. Der Wein stammt natürlich aus Apulien: ein Pietrabianca Castel del Monte. Wer das noch toppen möchte, könnte im „Quintessenza“ fündig werden, dem Sternelokal unter Leitung von Stefano Di Gennaro und dessen Bruder. Sie schöpfen aus der reichen Tradition und verfeinern diese gekonnt. Die Wege sind nicht weit in Trani, gerade deshalb lohnt es sich, das Handy mal wegzulegen und sich den Altstadtgassen anzuvertrauen. Irgendwann stehen alle vor der Kathedrale. Sie ragt am Meer auf wie ein Schild, das schlechtes Wetter abhält und den Schiffern gute Heimfahrt verspricht: Die Kathedrale ist ein wahres Wunder, ein bisschen wie Apulien selbst, das für alle etwas bietet: Sonnenhungrige genießen den Frühling zwischen alten Olivenhainen, Buchten und Steilküsten, Kulturhungrige können sich an Baudenkmalen sattsehen und alle anderen genießen die außerordentliche Küche. Am besten tut man alles zusammen.

Links:

Grotta Palazzese, Via Narciso 59, Polignano a Mare, https://www.grottapalazzese.it

Gallo, Via Statuti Marittimi, 48-50 Trani, https://www.gallorestaurant.it

Quintessenza, Via Lionelli 62, 76125 Trani, https://www.quintessenzaristorante.it/it/​​​​​​​

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