Genua genießen

Genua ist die unentdeckte Schönheit der italienischen Riviera. Die sechstgrößte Stadt Italiens schüttelt ihr Image als Industriemetropole langsam ab und kehrt zu dem zurück, was sie immer war: ein Ort voller Charakter und Kontraste. Mitte März, wenn die Frühlingssonne über den Golf von Genua tanzt, erwacht die Stadt zu neuem Leben. Die Temperaturen sind mild, die Touristenmassen fern, und die Farben leuchten frisch.
Ein Spaziergang durch die Hafenstadt ist zugleich eine Reise durch die Jahrhunderte. In der Via Garibaldi, einst Strada Maggiore und Strade Nuova genannt, reihen sich prächtige Renaissance- und Barockpaläste als steinerne Zeugnisse des Reichtums genuesischer Handelsfamilien. Noch heute schlägt am Alten Hafen das Herz einer Seerepublik, die einst mit Venedig um die Vormachtstellung im Mittelmeer kämpfte. Der Porto Antico, 1992 von Renzo Piano für die Weltausstellung neu gestaltet, ist heute ein lebendiges Viertel mit Promenaden, Cafés, Museen und dem berühmten Aquarium. Hier flanieren Einheimische und Besucher entlang historischer Lagerhäuser, während im Hintergrund große Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Doch jenseits der modernen Hafenfront offenbart sich ein anderes Genua – das alte, geheimnisvolle. Die mittelalterliche Altstadt ist ein Labyrinth aus verwinkelten Gassen, den berühmten Caruggi, in denen sich das Leben zwischen Geschichte und Gegenwart abspielt. Hier finden sich prächtige Kirchen neben traditionellen Trattorien, winzige Bars neben traditionsreichen Handwerksbetrieben. Hier erzählen schrundige Fassaden von vergangenen Zeiten, während der Duft frisch gebackener Focaccia und selbstgemachter Pesto durch die Luft zieht.
Genua ist nicht die schönste Stadt Italiens, nicht die einfachste – aber genau das macht ihren Reiz aus. Wer sich auf „La Superba“, die Stolze, einlässt, wird belohnt: mit einer unverfälschten Atmosphäre, hilfsbereiten Einheimischen und dem unnachahmlichen Charme einer Stadt, die sich nie ganz ergründen lässt.
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es für jeden Geschmack – von schrägen Airbnb-Palazzi über gemütliche Pensionen bis hin zu eleganten Hotels. Und das Wasser ist ja nie weit. Ob der Stadtstrand von Pegli, das malerische Fischerdorf Boccadasse oder die Cinque Terre, die mit dem Zug in nur einer Stunde erreichbar sind – das Mittelmeer ist allgegenwärtig.
Und dann wäre ja noch die ligurische Küche: frisches Pesto, traditionell im Marmormörser zubereitet, dazu Pasta und fangfrische Meeresfrüchte. All das schmeckt nirgends so gut wie hier, in dieser Stadt, die sich ihren Besuchern nicht sofort erschließt – aber die sie, einmal entdeckt, nie wieder loslässt. Doch aufgepasst: Genua wurde in „Best in Travel 2025“ von lonelyplanet (https://www.lonelyplanet.de/best-in-travel-2025.html) gerade zu den zehn besten Städten 2025 gewählt. Vielleicht wird es doch etwas voller.